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Bandscheibn

80 Joahr is a stolzes Alter
dou braucht ma goar nix sogn
A wengerl mou ma sölwer göih
a wengerl wird ma trogn

Und wenn aa mancher Dooch
a grouß Abenteuer is
is fia heit oins gwiß:

Ich hob as Lebn immer nu in der Reissn
Ich hob so vül derlebt, brauch mi um nix mehr sch-treitn
Ich hob immer nu as Gfühl, dass as Lebn schöi is
Ich hob 's obndrein in der Bandscheibn

Es gibt so vül, wos ich öitzt ho
Erfahrungen, die oin so, die andern so
Und ich hob koi Lust am Lebn vorbei zu lebn
und ich hob aa immer nu wos zu gebn

Und wenn aa mancher Dooch
a grouß Abenteuer is
is fiar heit oins gwiß:

Ich hob as Lebn nu in der Reissn
Ich hob so vül derlebt, brauch mi um nix mehr sch-treitn
Ich hob immer nu as Gfühl, dass as Lebn schöi is
Ich hob 's obndrein in der Bandscheibn

Übersetzung

Bandscheibe (oder: was man alles hat) 80 Jahre – das ist ein stolzes Alter / da muss man gar nicht viel darüber reden / Ein bisschen muss man selber gehen / ein bisschen wird man getragen / Und wenn auch mancher Tag / ein großes Abenteuer ist / ist für heute doch sicher: / Ich habe das Leben immer noch in Arbeit / ich habe so viel erlebt, ich brauche mich um keine Kleinigkeiten mehr zerstreiten / Ich habe immer noch das Gefühl, dass das Leben schön ist / Ich habe es obendrein in den Bandscheiben / Es gibt so vieles, was ich jetzt habe: / Erfahrungen, die einen so, die anderen so / Ich habe keine Lust am Leben vorbei zu leben / und ich habe auch immer noch etwas zu geben

Kommentar

Natürlich sind viele Anlässe zu denen ich eingeladen werde, Jubiläen. Ein Apothekenbesitzer feiert sein 10jähriges („Die beste Medizin“), eine Schule ändert zum 40jährigen ihren Namen („Friedenstrasse“), ein Erwachsenenbildungswerk wird 50 („Kreis mit dem R“). Weil meine Musik natürlich hauptsächlich Leute aus meiner Generation mögen, habe ich viele Lieder für Geburtstage von 40er (z.B. „Da Rest vo meim Lebn“), für 50er (z.B. „Du houst Di guat ghaltn“) oder zu einem 60. (z.B. „Selbergmachte Erdbeermamalaad“) geschrieben. Sollte es mich nervös machen, dass sich in letzter Zeit die Anfragen für 70er und 80er häufen? „Bandscheibn“ könnte den Untertitel haben: „Was ich alles habe“. Die Tochter der Jubilarin hatte mich schon ein paar mal bei einem Konzert erlebt. Am Telefon habe ich ein paar Informationen von ihr über ihre geliebte Mutter erhalten. Bei solchen Stoffsammlungsgesprächen lauere ich immer auf ein ganz spezielles Stichwort, das einen Song vielleicht außergewöhnlich machen kann. „Sie hat’s in der Bandscheibn“ war dann der Aufhänger. Mit einem Auftraggeber hatte ich mal fast 2 Stunden alles über seine Frau, die ihren 40. feierte, erfahren. Aber erst ganz, ganz am Ende des Gesprächs bekam ich die Information, die meinen Song dann leitete: Ohne rotlackierte Fingernägel geht sie nie aus dem Haus. So entstand „Feierroude Fingernegl“. Da ich selber noch nicht in den 80ern bin, fiel es mir bei „Bandscheibn“ nicht ganz leicht, die Liedidee mit Inhalt zu füllen. Anders als damals mit „Du houst Di guat ghaltn“ (das als Spruch sich ähnlich geläufig anfühlt wie die Aussage „Ich hob’s in der Bandscheibn“) für einen 50. Da war ich zwar auch noch nicht 50, aber ich hatte doch schon etliche Geburtstage für Halbhundertjährige gespielt, und kannte schon all die Gedanken rund um diesen Lebensabschnitt. Gott sei Dank kam mir dann bei meinem Bandscheiben-Auftrag der Gedanke mit der „Ich habe“-Wiederholung (ausgehend eben von „Ich hob’s in der Bandscheibn“). Und wenn mir dann so ein alter Mundart-Spruch wie „etwas in der Reissn haben“ einfällt, dann bin ich schon sehr glücklich. Die Refrain-Melodie lässt dann vielleicht so manches „Zipperlein“ swingend ertragen… Dass ich für das Geburtstagskind, das ja bereits Oma war, keinen Rap geschrieben habe, können vielleicht einige verstehen … Uraufführen durfte ich das Lied mit Sepp Zauner (einem wunderbaren Musikerkollegen, der über ein sehr einfühlsames und gerne spontanes Geigenspiel verfügt) an einem Feier-Ort im schönen Lauterachtal.

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